19.02.2024
Heute ist der Jahrestag von Hanau. Vor vier Jahren haben bei dem rassistischen Anschlag zehn Menschen ihr Leben verloren. Neun mit Migrationshintergrund. Einer von ihnen war Gökhan Gültekin. „Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland“, heißt das Buch seines Bruders Cetin. Ein bedrückendes, schonungsloses und ehrliches Buch. Und es erinnert an die Worte von Margot Friedländer: „Ich weiß genau, wie es damals angefangen hat“, so die 102 Jahre alte Holocaust-Überlebende. „Ich bin entsetzt, dass ich das heute wieder erleben muss.“ Sie meint den Aufschwung von Rechtspopulisten und das Umfragehoch von Rechtsextremen.
Deshalb hat es gut getan, dass am Samstag auch in Kladow rund 500 Menschen zusammen kamen, um für Demokratie und Meinungsfreiheit zu demonstrieren. „Unsere Vielfalt ist unsere Stärke“, sagte Ruhollah Masavi ins Mikrofon. Er ist 2016 aus dem Iran geflüchtet und arbeitet als Pfleger im Hospiz. Außer ihm auf der Bühne neben Spandaus Bürgermeister Frank Bewig und dem Bundestagsabgeordneten Helmut Kleebank auch Vertreter aller demokratischen Parteien. Für die Evangelische Kirche in Spandau erinnerte Superintendent Florian Kunz an die bewegenden Worte von Sportreporter Marcel Reif zum Holocaust-Gedenktag: „Ich erinnere mich täglich mehr, wie mir mein Vater einen Satz geschenkt hat. Drei Worte nur, in dem warmen Jiddisch, das ich so vermisse: ‚Sei a Mensch.’“