16.06.2023
Einladung zum Gottesdienst
Die Hand aufs Herz, Daumen hoch oder der erhobene Zeigefinger – alles Gesten, die keine weitere Erklärung benötigen. So wie Gesten überhaupt die Welt viel einfacher machen. Wenn da nur nicht die Sache mit dem Handschlag wäre. Der ist zwar schon mehr als sieben Millionen Jahre alt. Aber dann kam Donald Trump und wollte die Hand seiner Gesprächspartner gar nicht mehr loslassen. Und auf dem Höhepunkt der Pandemie meinte der US-Immunologe Anthony Fauci: „Ehrlich gesagt, sollten wir uns nie wieder die Hände schütteln.“ Nie wieder? Moment. So einfach ist das nicht. Inzwischen hat das Händeschütteln längst wieder begonnen. Die präzise Choreographie aus Greifen, Schütteln, Loslassen. Aber vielleicht alles etwas zögerlicher und vorsichtiger – oder doch so wie früher?
„Hand drauf!“ So lautet die Überschrift über den Gottesdiensten am Sonntag. Ich bin erst um 10 Uhr in der Dorfkirche Kladow. Im Anschluss findet um 11 Uhr der Gottesdienst draußen unter den Eichen vor der Schilfdachkapelle statt. In der Predigt wird es auch um Michelangelos berühmtes Fresko „Die Erschaffung Adams“ aus der Sixtinischen Kapelle gehen. Meine Lieblingsinterpretation kommt dabei von dem Kunstkritiker Ed Simon: „Es macht Spaß, sich Michelangelos Gemälde als Darstellung der letzten Sekunden-Bruchteile vor dem ersten Handschlag der Geschichte vorzustellen.“